Weniger Bürokratie? - Ganz einfach: Weniger Bürokraten, mehr Menschlichkeit!! - Kategorischer Imperativ!
Weniger Bürokratie? - Ganz einfach: Weniger Bürokraten, mehr Menschlichkeit!!
von Stefan Weinert
Wenn ich sagen würde, unsere Demokratie bräuchte eine "Reform", dann wäre das zu kurz gegriffen. Es braucht mehr, als nur eine Reform, wir müssen "back to the roots", an die Wurzeln im lateinischen Verständnis von "radikal". In der Tat hat unser Grundgesetz ethisch und demokratisch gesehen ganz hervorragende Aussagen, die aber leider entweder nur Sprechblasen sind, oder aber eben nicht für alle gelten. Wenn man und frau genau hinschaut stellt man/frau aber fest, dass die "Bundesrepublik Deutschland" vor und auch nach der Wiedervereinigung, eine "Monarchie im demokratischen Gewand" (Wolf im Schafspelz) ist, denn - angefangen vom Bürgermeister und seinen Stadträten, bis zu den Ministerpräsidenten und den Landtagen und letztlich hinein bis in den Bundestag - (mit wohl absolut wenigen Ausnahmen) die von uns demokratisch Gewählten und sich demokratisch Gebenden, benehmen sich anschließend genauso, wie es die Monarchen tun: Sie herrschen, anstatt zu dienen; sie sind unnahbar, anstatt zum Anfassen; sie präsidieren und residieren, anstatt verlängerten Arm des Volkes zu sein und es in seinem "Elend" aufzusuchen. Sie sind Bürokraten und keine pragmatischen Humanisten. Würde ich eine Mail an unsere drei (Ober)bürgermeister, Kreis-, Stadt- und Landräte, und weitere Politiker in Stadt, Land und Bund schreiben, was ich mir als Bürger in der deutschenfreiheitlichen Demokratie wünschen würde, sähe das so aus.
1. Ich wünsche mir sachbezogene und integre - statt Zweck gelenkte - Informationen, die nachprüfbar kommuniziert werden.
2. Ich wünsche mir, dass auf Propagierung von Wunschbildern, in denen Wahrheit und Phantasie vermischt werden, zu Gunsten des kritischen Vermögens/Kritikfähigkeit verzichtet wird.
3. Ich wünsche mir, dass auf gegen die Vernunft getroffene Entscheidungen, die zwar einen kurzfristigen Erfolg verheißen, doch aber lang wirkende Schäden mit sich bringen, gänzlich verzichtet wird.
4. Ich wünsche mir, dass der Gedanke der "Demokratie", mit all seinen Facetten und Auswirkungen, gegenüber den Gedanken des "Image", der "Macht" und des "Wahlerfolges" spürbar im Vordergrund steht."
Denn das Wort "kratos" = das Volk, erscheint bei jenen, an die diese Mail gewendet sein könnte, nur im Zusammenhang mit "Bürokratie" und "Technokratie", nicht aber DEMOKRATIE. Insofern sind die folgenden "Manifest-Aussagen" zu verstehen, wenn ich schreibe, dass wir "Kraten" keine Büroklammern und Papierseiten oder Reihen von "10010011101" sind, sondern Gefühle, Bedürfnisse, Haut und Haar haben, dass "wir sie erwählt haben - und nicht "Gott" sie erwählt" hat. Aber sie spielen "Gott und Volk" mit uns, anstatt sich ihrer "Verantwortung vor Gott" (siehe die Präambel im Grundgesetz)bewusst zu sein.
Wir Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
sind keine Verwaltungsobjekte. Wir bestehen nicht aus Papier, einer Heftvorrichtung, ein paar Büroklammern und einem Pappdeckel, auf dessen Rücken „Leitz“ gedruckt ist; und wir bestehen auch nicht aus endlosen Zahlenreihen, in denen sich Nullen und Einser gefühllos die Hand geben und über den Bildschirm huschen. Wir sind Individuen und bestehen aus Haut und Haar. Wir können lieben und hassen, lachen und weinen, unterstützen und Hilfe versagen, wir empfinden Schmerz und Trauer, wir gewinnen und wir verlieren, wir hoffen und sind enttäusch, wir haben Hunger und Durst. Wir haben eine Seele, und auf unserer Stirn steht das Wort „Mensch“.
Deshalb:
Egal von welchem Kontinent; egal welcher Ethnie, welcher Sprache, welcher Hautfarbe, welcher Religion, sexuellen Ausrichtung und Weltanschauuung: wir sind Menschen. - Egal welchen sozialen Ursprungs und welchen sozialen Standes: wir sind Menschen. - Ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener: wir sind Menschen! - Ob Frau oder Mann oder Drittes Geschlecht, ob Vater oder Mutter, ob Heterosexuelle, Schwule oder Lesben oder nichts von alle dem: wir sind Menschen.
Wir Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
brauchen keine Verordnungen, Erlasse und Gesetze toter Buchstaben, die zwar juristisch ausgefeilt und aneinander gereiht unwiderlegbar scheinen, aber mit Moral und Ethik, mit Verantwortung und Solidarität nichts gemein haben. Sie wurden mit industrieller Tinte fixiert, um zu zeigen, wer „Herr im Hause ist“, keinesfalls aber wurden sie mit Herzblut geschrieben und gedruckt, um die Freiheit des Einzelnen zu fördern. Gerade im Bereich des Themas "Klimaschutz" ist dies deutlich zu erkennen, klaffen Verlautbarungen und Taten doch so weit auseinander, dass eher die Hölle zufriert, als dass der Temperaturanstieg um 0,1 Grad zurückgeht, oder zumindest aufgehalten wird. Noch genießbare Lebensmittel werden weggeworfen und ihre Retter müssen sich vor dem Kadi verantworten. Hochgeborene und "Daxe" schlemmen Kaviar, während andere gnädig zur "Tafel" geladen werden.
Wir Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
sind womöglich Idealisten oder Realisten oder Humanisten, oder auch alles zusammen. Keinesfalls aber heißen wir Ideologen, die ihre rassistischen, religiösen, gesellschaftlichen und politischen - gut, sei es rechts oder links - oder die Ziele und Ideen auf militante, menschenverachtende und radikale Weise um- und durchsetzen wollen. Genau das lehnen wir strikt ab, vermissen aber ein radikales Durchgreifen des Staates diesen Zeitgenossen gegenüber.
Wir Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
sind Kinder liebende und Kinder schützende Menschen. Mit Bürgerinnen und Bürgern, die Babys, Kleinkinder und Kinder sexuell, körperlich und seelisch missbrauchen und ausnutzen und schädigen, haben wir nichts gemein. Für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit, fordern wir eine wesentlich schärfere Strafgesetzgebung (analog zu Totschlag und Mord). DITO - siehe zuvor!
Wir
Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
wollen keine „Standardisierung des Lebens“ durch mechanische und elektronische Maschinen, durch Pauschalisierungen, Anwendung des „Gießkannenprinzips“ und durch die Verabreichung von „Pillen“ aus der Verwaltungsapotheke.
Die
Technisierung, die Globalisierung und die Digitalisierung "versprechen" uns einen höheren „Lebensstandard“, der sich niederschlägt in weniger anstrengende körperliche Arbeit, weniger Übernahme von Verantwortung, und einer besseren (Qualität) und längeren (Quantität) Lebenserwartung. Sie tragen aber auch dazu bei, dass der Mensch als soziales Wesen mehr und mehr abstumpft und vereinsamt, seine emotionalen (EQ) und kognitiven Fähigkeiten (IQ) sich mindern, die "Bereicherung" der einen, "Ausbeutung" der anderen zur Folge hat und sich die „Schere der Lebensqualitäten“ in unserem Land und weltweit bis hin zum Anschlag öffnet.
Wir Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben,
wollen also keinen "Turm" gebaut bekommen und uns auch nicht am Bau eines "Turmes" beteiligen, der uns bis an den „Himmel“ bringt, sondern wir benötigen ein würdiges „Dach über dem Kopf“, das uns Trockenheit, Wärme und Geborgenheit garantiert. - Wir wollen nicht "Brot und Spiele", die uns angesichts der Omnipotenz, leeren Versprechungen, Arroganz, Ignoranz und Kleptokratie „der Obrigkeit“ betäuben, bestechen, korrumpieren und zum Schweigen bringen, sondern wir benötigen Nahrung für die Seele, Mitempfinden mit dem, was uns wirklich bewegt und wir wollen ernstlich und gehört und verstanden werden.
vergleiche: RAVENSBURGER MANIFEST DER MENSCHLICHKEIT - 2019 ·
CORONA-BRUCH --- Ein wahre Begebenheit
CORONA-BRUCH --- Ein wahre Begebenheit
Mitte Juni 2022
Lieber Freund!
Bei unserer letzten Begegnung vor wenigen Tagen - du konntest oder wolltest mir diesmal nicht aus dem Weg gehen - habe ich dir im Laufe des Gespräches viermal die Hand zu einem Versöhnungsversuch entgegengestreckt. Jedes Mal hast du sie ausgeschlagen, dreimal mit Worten und einmal mit Schweigen. Unsere einst gute Freundschaft ist an unserer verschiedenen Meinung zu Corona, Impfung und allem, was dazu gehört, zerbrochen. Ich konnte deine Meinung zu Corona (bis heute) nicht vertreten und umgekehrt, (bis heute) du die meinige nicht. Das gehört eigentlich zur Demokratie, dass man/frau damit leben kann und muss, es sei denn, es wird auf der einen Seite faschistisch.
KULTUR versus NATUR – Wenn die Zivilisation der Barbarei weicht
PERSPEKTIVE LEBEN
KULTUR versus NATUR – „Wer ist EIGENTLICH HERR IM HAUSE“?
Wenn die Zivilisation der Barbarei weicht
Von Stefan Weinert
Kultur (von lateinisch cultura = ‚Bearbeitung‘, ‚Pflege‘, ‚Ackerbau‘) bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch aus den naturlichen Dingen selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Cecil Helman (+ 2009) bezeichnete mit "Kultur" einen engeren Begriff, nämlich ein System von Regeln und Gewohnheiten, die das Zusammenleben und Verhalten der Menschen leiten. Beides ist wohl zu beachten, wobei Letzteres ein gefährliches Spiel ist.
Das Wort „Kultur“ ist eine Eindeutschung des lateinischen Wortes "cultura", das eine Ableitung von lateinisch "colere" = „pflegen, urbar machen, ausbilden“ ist. Denselben Ursprung haben die Bezeichnungen Kolonie und Kult. „Kultur“ ist in der deutschen Sprache seit Ende des 17. Jahrhunderts belegt und bezeichnet hier von Anfang an sowohl die Bodenbewirtschaftung als auch die „Pflege der geistigen Güter“. Heute ist der landwirtschaftliche Bezug des Begriffs nur noch in Wendungen wie Kulturland für Ackerland oder Kultivierung für urbar Machung verbreitet; in der Biologie werden auch verwandte Bedeutungen wie Zell- und Bakterienkulturen benutzt.
Im 20. Jahrhundert wird "kulturell" als Adjektiv gebräuchlich, jedoch mit deutlich geistigem Schwerpunkt. Die Wortherkunft des lateinischen Wortes colere leitet sich ab von der indogermanischen Wurzel kuel- für „[sich] drehen, wenden“, so dass die ursprüngliche Bedeutung wohl im Sinne von „emsig beschäftigt sein“ zu suchen ist.
Die Kultur ist ihrem Wesen nach etwas Zweifaches. Sie verwirklicht sich in der Herrschaft der Vernunft über die Naturkräfte und in der Herrschaft der Vernunft über die menschlichen Gesinnungen. (A. Schweizer) Der französische Kulturphilosoph Claude Lévi-Strauss verglich das Konzept der Sprache mit der Kultur: Die Kultur verhalte sich wie die Sprache: Nur ein Außenstehender könne die ihr zugrunde liegenden Regeln und Strukturen erkennen und interpretieren.
Für Kant bedeutet Kultur = Zivilisation mit der Bedeutung, dass sich die Menschen zwar zu einem artigen Miteinander erziehen und ihren Alltag bequem und praktisch einzurichten wissen und dass sie vielleicht durch Wissenschaft und Technik Fahrzeuge, Krankenhäuser und Kühlschränke hervorbringen. All dies reiche jedoch noch nicht dafür, dass sie „Kultur haben“, wenngleich es der Kultur dienen könnte. Denn als Bedingung für Kultur gilt für Kant die „Idee der Moralität“ (der kategorische Imperativ), d. h., dass die Menschen ihre Handlungen bewusst auf an sich gute Zwecke einrichten.
Ausgehend von dem, was Helman (siehe oben) sagt, kann die Kultur eines Volkes auch geheuchelt oder gar verdreht = pervertiert sein. Denn zur Kultur, wie sie Kant, Schweizer und andere definieren, gehört auch das sich Hineinfühlen in den anderen, den Mitmenschen. Und es gehört das ganz individuelle Gewissen dazu. Wenn allerdings das kritische und hinterfragende Gewissen soweit ausgeschaltet wird, dass es angesichts der Not des anderen, oder gar Gräueltaten dem anderen gegenüber schweigt, dann ist der kultivierte Garten der Vernunft des Einzelnen zur kollektiven Barbarei geworden.
Wenn dann noch die "anderen" mit Bezeichnungen wie .„Ratten“ und „Ungeziefer“ (1933 – 45), oder „Halbaffen vom Maghreb“ und „Sozialschmarotzer“ und „Entsorgung“ (2015 – 2017) entmenschlicht werden, werden auch die, die sie bekämpfen, zu Tieren. Tiere aber kennen nur Triebe und Instinkte, von denen sie „fremd gesteuert“ werden, um am Leben zu bleiben, und die deshalb über sie herrschen.
Auch der evolutionäre Mensch kennt Triebe. Wird aber der beim Tier vorhandene Instinkt beim Menschen nicht durch Moral, Ethik, Empathie und Vernunft ersetzt, dann kommt es zu einem unkontrollierten Triebüberschuss, der die Zivilisation im Mikro- und Makrokosmos zerstören wird.
„Principiis obsta. Sero medicina parata, cum mala per longas convaluere moras.“ Ovid, Rom
„Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.“ – Ovid, Rom
VON LÜGEN UND HALBWAHRHEITEN
Stefan Weinert (c) 2020
Unvollständige Wahrheiten oder Halbwahrheiten sind die bekannteste Strategie, die wir fast in jedem Lebensbereich antreffen, besonders in der Politik. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie erschütternd es ist, festzustellen, dass man von anderen belogen worden ist. Von Kindesbeinen an wurde uns beigebracht, immer die Wahrheit (griech. = das Unverborgene) zu sagen, also das, was wir tatsächlich gesagt, getan und gehört haben (wobei die Katholische Kirche noch einen Schritt weiter geht, in dem sie fordert: ... und was wir gedacht haben). Und wir tun es anfangs auch.
Doch nach und nach - so zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr - fällt uns auf, dass es für uns Vorteile haben kann, wenn wir zur Lüge greifen, oder besser noch, wenn wir nur die "Hälfte" der Wahrheit preisgeben. Denn die reine und direkte Lüge - auch das haben wir erfahren - hat langfristig verheerende Folgen für uns. Mit jenen Halbwahrheiten aber versuchen wir, die negativen Konsequenzen einer ganzen Lüge zu vermeiden.
Wenn man die ersten Seiten des Buches über "Die Entwicklung des Individuums Mensch und der Menschheit selbst" - genannt auch "Die Bibel" - psychoanalytisch liest und versteht, findet man genau das wieder. Vor allem in den Kapiteln 1 - 11 der Genesis (1. Buch Moses). Denn das, was dort zu lesen und vor cirka 2.700 Jahren aufgeschrieben worden ist, hat nichts mit "Frömmeln, Weihrauch, Kreationismus und Grimms Märchen" zu tun, sondern es ist leider die "nackte" Wahrheit, die uns dann auch zur dann bekleideten "Halbwahrheit" führt.
Die Mythologie (Mythos) erzählt folgende uns sehr bekannte Begebenheit. Adam (hebräisch = Mensch) und Eva (= Mutter der Lebenden) sind nackt, sie haben voreinander nichts zu verbergen, zu vertuschen und zu verheimlichen. Tiefstes Vertrauen, ungebremste Liebe. Eben das Paradies. Sie haben die absolute Freiheit in allen Dingen - bis auf den einen Punkt: Gott (in der Entwicklungsgeschichte des Individuums Mensch = die Mutter) hat verboten, vom Baum der "Erkenntnis über Gut und Böse" zu essen, denn sonst würden sie sterben. Das stellt sich später tatsächlich als "wahr" gesprochen heraus, nur unterschlägt selbst "Gott" den anderen Teil einer "Wahrheit", den wiederum später die "Schlange" als ihre Halbwahrheit präsentiert. Sie sagt nämlich zu Eva: Auf keinen Fall werdet ihr sterben. Und Gott hat euch etwas Wesentliches verheimlicht. Wenn ihr nämlich von den Früchten dieses Baumes (orale Phase) esst, werdet ihr selbst wie Gott sein, indem ihr nämlich erkennen könnt, was gut und was böse ist (was bisher nicht der Fall war!).
So sein wie Gott! Unantastbar! Allmächtig! Unsterblich! Schöpfer und Vernichter! Ein Traum des Homo Sapiens seit der Antike und oft von ihm propagiert. Am Schluss dieser Erzählung bestätigt "Gott" übrigens, dass der Mensch "einer von uns (Plural) geworden ist". Und bevor jetzt der Mensch auch noch vom "Baum des ewigen Lebens" (den gab es nämlich dort gleich nebenan) isst und auf ewig Gott gleich sein wird (auch das hat er verschwiegen), schmeißt Gott den Menschen für immer und ewig aus dem "Garten Eden." In der Entwicklung des individuellen Menschen (Ontogenese), ist dies die Loslösung von der Mutter (Ende der Dyade und Symbiose) und der Beginn der Phase hin zum eigenständigen und eigenverantwortlichen Leben als Individuum.
Erst jetzt kommt Gott mit der ganzen Wahrheit heraus. Das mag' für den gläubigen Christen zwar eine blasphemische Behauptung sein, dass nämlich der Gott der Bibel mit Halbwahrheiten arbeitet um sich damit die Konkurrenz vom Leibe zu halten - und auch ich bin darüber erschrocken und etwas irritiert - aber so steht es nun mal geschrieben. Mit dieser allerdings wahren (im Sinne der Ontogenese) Berichterstattung beginnt übrigens die "Schuldgeschichte" des Menschen, von der seit nun 2.000 Jahren die Kirchen profitieren, mit ihr Geschäfte machen, Reichtümer anhäufen und von ihr leben. Geschäftsmodell "Schuld".
Die Vertreibung aus dem Paradies, die für das eigene Leben absolut notwendige Loslösung von der Mutter und das Schuldempfinden des Menschen (seine Entstehung), sind untrennbar eins. Wer es nicht schafft, sich von der Mutter zu lösen und mit 30 Jahren immer noch den Wunsch hat, als Embryo in die Mutter zurückzukehren, gilt in unserer Gesellschaft als psychisch krank. Die Ursache dafür aber liegt weniger an dem Kind selbst, sondern an dessen Mutter, die ihr Kind nie losgelassen und stattdessen mit Fürsorge und "Überliebe" überschüttet hat. Die Folgen sind und/oder können sein: Psychosen, Depressionen und Manien, Angst- und Essstörungen sowie Persönlichkeitsstörungen und auch Drogen- und Alkoholsucht.
Es ist also ein unbedingtes "Muss", sich von der Mutter (vor allem emotional) zu lösen. Biblisch gesprochen: Das Essen von dem verbotenen Baum und die anschließende Vertreibung durch Gott (Mutter) aus dem behüteten Garten (Symbiose und Dyade mit der Mutter, das Stillen an der Brust) müssen sich im Leben eines jeden Menschen vollziehen, damit er psychisch gesund und eigenständig sein eigenes Leben leben kann. Eben sich zu einem Individuum entwickeln kann. Das heißt aber auch, dass die "Schlange", die wie alle anderen Tiere ein Geschöpf Gottes ist, im Leben eines jeden Menschen vorkommen muss.
Bibeltreue Christen behaupten, das "Böse" sei durch Adams und Evas "Sündenfall" in diese Welt gekommen und laste seit dem auf uns allen. Doch auch das ist eine Halbwahrheit. Wie wir nämlich sehen, ist das von Gott geschaffene = zugelassene "Böse" bereits existent, bevor Eva von der verbotenen Frucht isst. Ontologisch gesprochen: In jedem von uns lauert das "Böse" seit unserer Zeugung in der Mutter, nämlich der Wunsch, irgendwann ein eigenständiges und selbst verantwortetes Leben führen zu können.
Psychologisch gesprochen: Auch das "Böse" gehört untrennbar zum Leben des einzelnen Menschen (Ontogenese) und der gesamten Menschheit (Phylogenese). Nur wer diesen Fakt akzeptiert, sich mit ihm auseinandersetzt und stehen bleibt, sich umdreht, und den Stier, der ihn verfolgt, küsst, anstatt zeitlebens vor ihm zu fliehen, wird "von dem Bösen erlöst." Insofern haben die Kirchen Recht (die andere Seite der Halbwahrheit), dass es die "Erbsünde" gibt. Allerdings aber im Sinne des "Urbösen", ohne dass ein Mensch sein nicht denkbar ist.
Als Martin Luther vor 500 Jahren auf der Wartburg dabei war, das Alte und das Neue Testament in die Sprache des Volkes zu übersetzen, hat er das griechische Wort "hamartia" = "Zielverfehlung", mit dem im Volk mehr geläufigen Wort "Sund" (woraus dann "Sünde" wurde, vgl. englisch: sin) übersetzt. Der "Sund" ist eine Meerenge zwischen Insel und Festland, der beide voneinander trennt, so wie eben Gott und Mensch voneinander getrennt sind, wenn das Ziel verfehlt wird. Das altnordische Wort "sundr" = "trennen", das Luther und vielleicht auch das Volk gekannt haben, könnte ebenfalls Grund für diese Wortwahl in der Bibel bis heute (!) sein.
Es ist aber Gott, der etwas wieder gut zu machen hat. Es ist sein Verfehlen, dass das Böse [das sich schuldig fühlen, die Möglichkeit, Böses zu tun] Macht über den Menschen bekommen kann. Denn wer sich schuldig fühlt, tut Böses, denn er ist ja böse, sonst würde er sich nicht schuldig fühlen.
Das soll nun keineswegs heißen, dass die Untaten des Menschen, angefangen bei dir und mir, bis hin zu Stalin und Hitler, "Gott" (Erziehung, Prägung, Vita, die anderen) zu zu schieben seien. Nein, dafür muss sich jeder letztlich selbst verantworten. Dafür sind wir nun mal Homo sapiens, mit der Möglichkeit der freien Entscheidung - und keine animalischen Wesen, die Instinkt gesteuert sind, und nicht anders können. Doch was ich sagen will, ist: In jedem von uns wohnt ein kleiner "Hitler". Aber in jedem von uns wohnt auch ein "Mahatma Gandhi" ...
Ich weiß, ich bin ein Ketzer, aber lieber dies, als mir als "Geschöpf mit unendlichen Möglichkeiten" meine eigenen Gedanken selbst zu verbieten, oder von anderen verbieten zu lassen. Ja, wir können böse sein, schuldig werden, uns schuldig fühlen - und es lässt sich nicht mehr rückgängig machen, egal, wer daran schuld ist und war; es sei denn, "Gott" vernichtet uns alle, und lässt diesmal keinen "Noah" (der auch im Koran erwähnt wird) überleben. Die Bibel meint, dass Gott die Geschichte durch Jesus von Nazareth umgekehrt hat: Damals bei der "Sintflut" überlebte Einer (Noah) und der Rest der Menschheit starb. Jetzt überlebt die Menschheit, weil "Einer" starb. Und dieser "Eine" muss bis heute immer wieder sterben: Es ist unser Ego!
Doch zurück zu den "Lügen und Halbwahrheiten." Welchen Anteil an ihnen hat hier die Schlange? Zunächst einmal - und dazu müssen wir zwei Schritte zurückgehen - serviert sie dem Menschen (hier: Eva) zwei deftige und direkte Lügen. Zum einen behauptet sie durch eine fiese Fangfrage, Gott habe dem Menschen verboten, von allen Bäumen des Gartens zu essen, was Eva verneint (und sie verteidigt Gott) und schon ist "man/frau" auf den Baum fokussiert, um den es eigentlich geht. Hinterlistiger und fieser geht es nicht.
Die zweite glatte Lüge ist: Ihr werdet nicht sterben, sondern das hat Gott sich nur ausgedacht, um euch auf Distanz zu halten. Und tatsächlich: Eva isst - und lebt weiter. Adam - vom Weibe verführt (in dieser Erzählung geht es auch um Sex), isst und lebt. Doch was die Schlange verschwiegen hat, sind diese zwei Dinge.
Zum einen wird sich der Mensch darüber bewusst, dass er nackt (hebräisch = dieselbe Wurzel wie beim Wort "listig") und damit schuldig ist (Feigenblatt). Das sind das Ende von tiefem Vertrauen und bedingungsloser Liebe und der Beginn von Verschleierungen und Verheimlichungen zwischen den Menschen. Das hat die Schlange auch gewusst, aber verschwiegen. Zum anderen aber stirbt (muss sterben) der Mensch nun tatsächlich, wenn auch "nur" auf Raten. Indem ihn Gott hinaus in die schutzlose Welt "jenseits von Eden" vertreibt, in der andere Bedingungen vorherrschen, als im Paradies (persisch = geschützter Garten). Immerhin versorgt Gott die Menschen mit einem Fell (dazu müssen allerdings auch Tiere sterben). Und richtig. Adam wird nach 130 Jahren eines "natürlichen Todes'' sterben, Eva ebenso, Kain tötet seinen Bruder und schließlich tötet Gott selbst die gesamte Menschheit bis auf die wenigen "Boatpeople" um Noah herum.
Ich möchte diesen Essay mit einem weisen Satz abschließen, den ich vor ungefähr 30 Jahren gelesen habe und der mich seitdem begleitet. Ob ich mich immer an ihn gehalten habe, wage ich zu bezweifeln.
WAHRHEIT OHNE LIEBE, IST WIE EINE NADEL OHNE FADEN - SIE STICHT, ABER SIE VERBINDET NICHT!
SEIZE THE DAY
SEIZE THE DAY
Leukonoe, zugedacht haben, und versuche dich nicht an den babylonischen [Wahrsagerinnen mit ihren] Berechnungen!
Wie viel besser ist es doch, was immer kommen wird, zu ertragen!
Ganz gleich, ob Jupiter dir noch weitere Winter zugeteilt hat oder ob dieser jetzt,
der gerade das Tyrrhenische Meer an widrige Klippen branden lässt, dein letzter ist,
sei nicht dumm, filtere den Wein und verzichte auf jede weiter reichende Hoffnung!
Noch während wir hier reden, ist uns bereits die missgünstige Zeit entflohen:
Genieße den Tag (carpe diem), und vertraue möglichst wenig auf den folgenden!" - Carmen I,11
PFINGSTEN
- PFINGSTEN -
Unsere Sonne zieht im kleinen Orion-Arm ihre Bahn, etwa 27.000 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxie entfernt. Erinnern wir uns. Das Licht legt in einer Sekunde 300.000 Kilometer zurück. Die Entfernung zwischen Helios (Sonne) und Terra (Erde) beträgt acht Lichtminuten. (Erde - Mond = 1 Lichtsekunde)
Mittlerweile sind sogar Sonnen bekannt, die dem schwarzen Loch im Herzen der Milchstraße noch ein wenig näher sind. Doch sie riskieren auf absehbare Zeit nicht, vom Galaktischen Kern verschluckt zu werden. Dafür müssten sie sich auf die Entfernung von etwa 16 Lichtminuten (doppelte Entfernung Sonne-Erde) nähern. Und darauf deutet derzeit nichts hin, die Bahnen gelten als stabil. Aber schwarze Löcher haben eine solch enorme Anziehungskraft, dass sogar das Licht von ihnen festgehalten wird und nicht aus ihnen entweichen kann. - Und da sind dann noch die Kometen (griech. kómä = Haupthaar, Mähne) die durch die Weiten ihrer Galaxie ihre Bahnen ziehen und - kommen sie einer der Sonnen zu nahe - einen sichtbaren "Schweif" hinter sich her ziehen. Ihre Bahnen sind so groß, dass der Menschen einen solchen "Allschweifer" - wenn überhaupt - nur einmal im Leben zu sehen bekommt.
Luna kann nur leuchten, man kann auch sagen "glänzen", in Er-SCHEIN-ung treten, sich bemerkbar machen, wenn er (der Mond) sich im Lichte der Sonne befindet und sich in ihm/in ihr wider-spiegeln kann. Ansonsten ist er schwarz - und obwohl präsent - doch unsichtbar, oder "Weiß wie eine Wolke" und kaum wahrnehmbar - am Himmel zu sehen. Solche Zeitgenossen in unserer Gesellschaft gibt es viele. Und wenn wir ehrlich sind, steckt ein solches "Glänzen im Spiegel anderer" in jedem von uns - mehr oder weniger. Und dass der Mond nicht in den Weiten des Universums verschwindet, hat er auch jemand anderem zu verdanken und keinesfalls sich selbst.
Zwar ist der homo sapiens auch ein "Wanderer, jemand der umherschweift", - wenn auch nicht mehr physisch und in dem Maße wie einst die Jäger und Sammler, so doch immer noch psychisch -, aber jeder von ihm ist aus Fleisch und Blut und hat Leben IN sich. Das heißt: Jeder von uns kann oder zumindest könnte eine Sonne sein. Ein Mensch, (hebr. = adam; dam = Blut; adama = Ackerboden) hat nicht nur Energie für sich selbst, sondern auch für seinen Nächsten, seinen Mitmenschen, für solche, die aufgrund ihrer Vita nur noch ein "glimmender Docht" sind. Jedenfalls potentiell. Es kommt nur darauf an, ob er/sie bereit ist, diese Energie auch abzugeben, oder ob er/sie äußerlich kalt bleibt und und die Kraft für sich behält mit der Folge, dass sie ihn letztlich innerlich verbrennen wird.
Nicht zu vergessen - die Kometen. Jene, die unser System verlassen und in den Weiten verschwinden, und doch irgendwann für eine gewisse Zeit wieder in unser Sichtfeld zurückkehren, um dann nach kurzer Zeit für weitere hundert Jahre oder mehr in die "Unendlichkeit" zurückzukehren. Als der Halleysche Komet (einer der hellsten Kometen) im Jahre 1911 am europäischen Nachthimmel erschien, sahen die damaligen Zeitgenossen in ihm eine Art "Menetekel" - ein Warnzeichen bezüglich eines zukünftigen großen Weltgeschehens. Drei Jahre später brach tatsächlich der 1. Weltkrieg aus, in dessen Kontext auch der Weltkrieg II. gesehen werden muss. 75 Jahre nach 1911 - im Jahre 1986 - erschien "Halley" wieder am europäischen Nachthimmel. Doch der westliche Mensch war inzwischen weit aufgeklärter als zu Kaisers Zeiten. Ich war damals 34 Jahre alt, und kann mich nicht daran erinnern, dass dieser Komet damals als ein "Menetekel" für die Welt verstanden wurde. Doch just drei Jahre später fiel die für die Ewigkeit gebaute Mauer, die Deutschland und Berlin getrennt hatte. Wenn das kein Weltereignis war ..!
ANGST - FURCHT und SCHRECKEN . . .
von Stefan Weinert
Der berühmte Autor und Lyriker Hermann Hesse (1877 bis 1962) hatte sich angewöhnt, jeden Morgen vor Beginn seiner Arbeit für eine halbe Stunde neue Wörter zu erfinden. Aber auch suchte er neue Ausdrucksformen für Allerweltswörter wie zum Beispiel "Baum" - "Fenster" - "Tisch" - "Arbeit" - "Liebe" - "Geld" usw. Genau das machte seine Sprache nicht nur interessant, sondern auch einzigartig.
Heute sprechen wir da von so genannten "Synonymen" (griech./deutsch = "von gleichem Namen"). Seit Jahrzehnten gibt es ganze Buchreihen und "DUDEN" über Synonyme. Und am PC (z.B. bei "Word" und anderen Schreibprogrammen) brauche ich nur das Allerweltswort mit der rechten Maustaste anzuklicken und ich kann in der Folge aus einem ganzen Katalog von Vorschlägen einen Begriff/Wort heraussuchen. Nehmen wir mal das Wort "Arbeit". Mein Schreibprogramm schlägt mir da "Strapaze, Plage, Schwierigkeit, Manuskript" und andere Begriffe vor: Nicht aber "Tagewerk" - "Berufung" - "Existenzgrundlage" und "Job". Also recht einseitig, die elektronischen Vorschläge.
Nun gibt es aber auch Wörter, die im Alltag auf der Straße - aber leider auch in den Medien - als Synonyme verwandt werden, die aber de facto gar keine "Namen von gleichem Namen" sind. Eklatantes Beispiel dafür ist der Begriff und das Wort "Dilemma", der/das oft für "Notlage" (Wohnungsnot), "Schwierigkeiten" (leeres Auftragsbuch) oder "Katastrophe" (leere Kassen) benutzt wird. Ein "Dilemma" aber ist etwas völlig anderes - und eben kein Synonym für "Versagen oder Defizit".
Vor 102 Jahren (1920) - der bisher grausamste Krieg in der Menschheitsgeschichte "rauchte" noch am Horizont der Zeit - publizierte der bis heute unübertroffenen Wiener Psychologe, Psychiater und Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856 bis 1939) sein Werk "Jenseits des Lustprinzips". Im Zusammenhang mit den "traumatischen Neurosen" im Allgemeinen und den "Kriegsneurosen" (1914 - 18) im Speziellen - ihrer Entstehung aber auch ihrer Abwendung - redet Freud von den drei menschlichen Zuständen SCHRECK - FURCHT - ANGST, fügt aber im selben Satz explizit hinzu: "werden mit Unrecht wie synonyme Ausdrücke gebraucht; sie lassen sich [aber] in ihrer Beziehung zur GEFAHR gut auseinanderhalten." (Seite 15)
Wenn ich nun testhalber bei "Word" den Begriff FURCHT eingebe, erscheint an erster Stelle genau das angebliche "Synonym" ANGST. Versuchen Sie es mal, es wird Ihnen genauso gehen. Woran wir erkennen, dass unsere Sprache und damit auch unser Verständnis für Wörter und Begriffe sehr ungenau, verschwommen und oberflächlich (geworden) sind und Selberdenken angesagt ist.
Wie gesagt veröffentlichte Freud sein Buch zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges. Heuer befinden wir uns nur ein paar "Waffenlieferungen der schweren Art", von dem Dritten Weltkrieg, der auch der letzte sein könnte, entfernt. SCHRECK - FURCHT und ANGST sind angesichts der GEFAHR allgegenwärtig. Was nun der Wiener Psychoanalytiker darüber schreibt, ist sehr erhellend und hilfreich und wir finden es im Jahr 2022 unter uns wieder - je nachdem, wo wir leben und in welcher Art wir persönlich von dem Ukrainekrieg betroffen sind.
"ANGST bezeichnet einen gewissen Zustand wie Erwartung der GEFAHR und Vorbereitung auf dieselbe - mag die [Gefahr] auch eine unbekannte sein."
"FURCHT verlangt [immer] ein bestimmtes Objekt [[Atombombe]], vor dem man sich fürchtet."
"SCHRECK aber benennt den Zustand, in den man gerät, wenn man in GEFAHR kommt, ohne auf sie vorbereitet zu sein; Schreck betont das Moment der Überraschung."
Dann meint Freud sehr überraschend: "Ich glaube nicht, dass die ANGST eine traumatische Neurose erzeugen kann; an der Angst ist etwas, was gegen den SCHRECK und also auch gegen die Schreckneurose schützt." Angst zu haben - so meine Einschätzung - kann also durchaus GESUND sein. Ebenso, das VORBEREITET-SEIN auf eine bestimmte oder auch unbestimmte Gefahr.
Zu Letzterem gehören aber zwei Dinge. a) Wir müssen den Realitäten ins Auge schauen, die Wahrheiten akzeptieren und uns nicht in eine Traumwelt beamen. Das gilt nicht nur für die derzeitige Krise, sondern ganz allgemein für alle unsere Lebensbereiche. b) Zum Vorbereitet-Sein gehören aber auch die dafür notwendigen Informationen von Außen. Keine Halb- oder Fehlinformationen, Lügen oder gar Schweigen.
Kommunikation oder Projektion?
PERSPEKTIVE "LEBEN"
Kommunikation oder Projektion?
von Stefan Weinert
Wir Menschen leben davon, dass wir uns mit unseren Mitmenschen (Plural) oder unserem Mitmenschen (Singular) verbal austauschen können. Wem das Reden verboten ist, wird irgendwann "sterben". Manchmal reicht aber auch schon ein nonverbales "Wort" = ein Lächeln, ein freundlicher Blick für den/die andere/n, damit diese/r den Tag überstehen kann.
Im Folgenden geht der Focus auf den verbalen Austausch - gemeint ist die Diskussion und/oder Diskurs - mit einem (1) Gesprächspartner oder in einer kleineren Gruppe. Die Frage die mich bewegt ist die: Handelt es sich bei einem solchen verbalen Austausch immer um einen wirklichen Dialog, um einen Gedankenaustausch auf Augenhöhe, ein Gespräch mit offenem Ausgang, oder sind es lediglich manchmal oder auch des Öfteren eigentlich eher "Projektionen" des/der Einen auf den/die Gegenüber, die hier zum Tragen kommen?
Bei den so genannten "Projektion", wie Sigmund Freud sie bereits vor 110 Jahren nannte - geht es darum, dass der Kommunikationsteilnehmer A seine innerpsychische Schieflagen auf sein Gegenüber, den Kommunikationsteilnehmer B überträgt. Dabei tut er/sie es jedoch unbewusst, ansonsten er/sie ihre eigene "Schuld" ja eingestehen würden. So aber reagieren sie sich an unschuldigen Opfern ab.
Das können durchaus auch "tote" Objekte, die auf einmal zum Leben erweckt werden, sein, oder auch Umstände, wie zum Beispiel das Wetter. Ein Rückfall in den Infantilismus (blöder Tisch, an dem ich mich gestoßen habe; das alles liegt nur am blöden Wetter ...). Dieser Abwehrmechanismus der Projektion wird entweder reflexartig im Affekt angewendet (wenn man kritisiert und hinterfragt, also „angegriffen“ wird und das nicht ertragen kann), aber durchaus determiniert, weil dieser Mechanismus bereits fester Bestandteil der Persönlichkeit und des Charakters geworden ist.
Im letzteren Fall kann es dann auch zur pathologischen Derealisierung kommen, bei der die Umwelt und die eigene Person abnorm und verfremdet wahrgenommen werden (siehe auch Paranoia). Als Adolf Hitler bei Kriegsbeginn am 1. September 1939 sagte: „Ab 5:45 Uhr wird zurück geschossen,“ da hat er selbst und mit ihm ganz Deutschland geglaubt, dass es tatsächlich die Polen waren, die die erste Salve abgegeben hatten. Derealisation ist das "Für wahr halten" einer Tatsache, die nachgewiesen keine ist.
Wir erleben es auch schon fast hautnah in unseren Tagen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der die "Täter-Opfer-Rollen" einfach umkehrt und seinen Eroberungskrieg Richtung Dnjepr als Verteidigungsprojekt uminterpretiert.
Wer seine psychischen Probleme, seelischen Schmerzen oder psychischen Schieflagen auf eigentlich unschuldige Objekte überträgt tut das nicht nur, um sein Gegenüber und/oder Gegenspieler (wie gesagt unbewusst) so zu färben und zu entstellen, dass diese/r auf jeden Fall schlechter abschneidet, als man/frau selbst. Da wäre zu oberflächlich. Bei der Projektion geht es auch darum, seinen Selbstwert und sein Image zu schützen, anstatt die intellektuelle Ich-Leistung von guten und seriösen Argumenten aufzubringen. Bei der Projektion handelt es sich um ein früh- infantiles Verhaltensmuster (Kindheits-Ich), das zum Zeitpunkt der Kindheit noch normal ist. Bei einem eigentlich aus der Kindheit "er-wachsenen" Individuum aber ist es ein Nachhinken im Reifungsprozess, und ist Zeichen von Kritikunfähigkeit. Die Ausschaltung der kritischen Ich-Leistung (= Intelligenz) ist nicht unbedingt mit Dummheit zu bezeichnen, sondern sie ist oft auch das Ergebnis gesellschaftlichen Zwanges.
Bei der Projektion geht es um das Verschieben der inneren Unlust, der inneren Disharmonie, des Schuldgefühls und schuldig geworden Seins --- weg von sich auf eben andere (wenn es sein muss, auch auf "Gott" [Adam und Eva]), um einer Strafe und vor allem, einem Angriff von Innen zu entgehen. Alle sind schuld, nur "ICH" nicht; alle haben versagt, nur "EGO" nicht.
Das geht so durch die gesamte Entwicklungszeit des Individuums (Ontogenese) und der gesamten Menschheitsgeschichte (Phylogenese), die wohl auch diesbezüglich bis heute in vielen Bereichen in den Kinderschuhen stecken geblieben ist, wenn Gesellschaftsschichten, Parteien oder ganze Völker durch ihre führenden Politiker die Schuld immer nur bei den anderen sehen.
Doch was ist eigentlich der tiefere Grund für die Entstehung von "Projektionen", weg vom eigenen ICH, hin auf andere Menschen oder Gegenstände, Zustände? Warum verschieben wir homo sapiens unsere inneren Missstände nach Außen, so dass sie - aus der eigenen Sicht - keinesfalls mehr die eigenen, sondern die des anderen sind? Wie gesagt, projizieren wir nicht bewusst (siehe oben). Wer es bewusst tut, ist bösartig.
Sigmund Freud vergleicht an dieser Stelle den Menschen mit einer Blase, die durch den Äther schwebt. Die Blase ist nur deshalb eine solche, weil sie eine - zugegeben sehr dünne - Haut hat, die sie zusammenhält. Diese Haut schützt aber auch das Innere der Blase vor Angriffen, Bedrohungen und Schmerzhaftem von Außen. Jedenfalls so gut, wie sie es kann. Dieses "Innere" ist die menschliche Seele, besser gesagt, die komplizierte inneren psychosomatische Verflechtung (psycho-somatisch).
Damit das Innere weitestgehend von diesen äußeren Unannehmlichkeiten geschützt ist, verhärtet die dünne Schale an manchen Stellen, stirbt ab zu Anorganischem "Material" und wird damit scheinbar undurchdringlich. Somit wird der "Reizschutz" der dünnen Haut erhöht und filtert das für das Innere Unerträgliche aus. Freud schreibt dazu:
"Gegen Außen gibt es diesen Reizschutz - die ankommenden Erregungsgrößen werden nur in verkleinertem Maßstab wirken; nach Innen zu [Anmerkung: was von Innen kommt] ist der Reizschutz unmöglich, die Erregungen der tieferen Schichten setzen sich direkt und in unveringenderem Maße auf das System fort, in dem gewisse Charaktere ihres Ablaufs die Reihe der Lust-Unlustempfindungen erzeugen." ("Jenseits des Lustprinzips", Seite 34)
Was also liegt näher, um diesen inneren Angriffen zu entkommen, als sie nach "von Außen kommend" zu verlegen, denn diese sind ja (siehe oben) "abwehrbar". Dazu schreibt der große Psychoanalytiker das Folgende:
"Es wird sich die Neigung ergeben, sie so zu behandeln, als ob sie nicht von Innen, sondern von Außen her einwirken, um die Abwehrmittel des Reizschutzes gegen sie in Anwendung bringen zu können. Das ist die Herkunft der Projektion, der eine so große Rolle bei der Verursachung pathologischer Prozesse vorbehalten ist." (a.a.O., Seite 35)
Das erkannt zu haben, macht das infantile menschliche Wesen, zu einem menschlichen Individuum und zu einer Persönlichkeit, die Eigenverantwortung übernimmt, die Kritik ertragen, sondieren und ggfs. auch annehmen und umsetzen kann. Dann kann ein gesunder Gedankenaustausch stattfinden, eine wohlüberlegte und respektvolle = gesunde und reife Kommunikation auf Augenhöhe, mit einer gehörigen Portion von Selbstkritik und Kritikfähigkeit - mit "open end"!
HIMMELFAHRT - oder "Himmelfahrtskommando" ?
"Himmelfahrt" - oder "Himmelfahrtskommando?
von Stefan Weinert